1. Dominik Graf und das allzu deutsche Grauen

    19.02.2013 ///

    Der Neue Deutsche Genrefilm kommt nicht aus dem Nichts – nicht nur uns ist es in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass eine große Lücke in der hiesigen Filmkultur klafft. Dominik Graf, notgedrungenerweise(?) eher als Arthouse- denn als Genrefilm-Regisseur tätig, plädierte vergangenes Jahr:

    "Nichts wie weg mit dem deutschen Qualitätskino! Ein Plädoyer für Trivialitäten, Schocks und brüllendes Gelächter."

    Das ganze erschien in der ZEIT und ist hier nachzulesen:

    “Das Grauen… das Grauen!”

    "[...] das Dilemma der Subventionskulturindustrie: die Aushöhlung durch thematische Überstrapazierung. Das Bildungsbürgerliche, das thematisch Beflissene am Output des deutschen Films wird langsam penetrant. Der legendäre Regie-Guerillero Klaus Lemke, der das deutsche Kino längst nur als »Millionengrab« und »subventionierte Filmfolklore« sieht, bekommt von Jahr zu Jahr mehr recht."

    "[...] Film als Spaß, Film als herrlich künstlicher Glanz, Film als Spannungsexplosion, als direkte, triviale Verführung ist demgegenüber fast eine einsame Unternehmung geworden."

    "Wo sind weltweit boomende Genres wie Fantasy im deutschen Film? Nicht existent. Trotz mindestens einem halben Dutzend erstklassiger hiesiger Romanautoren auf diesem Gebiet. Trotz einer deutschen Fantasy- und Horror-Tradition, die wie der Nibelungenschatz darauf wartet, gehoben zu werden."

    "Die selbst gewählte Seriosität des deutschen Gegenwartsfilms widerspricht der Sehnsucht nach Spektakel, nach brüllendem Gelächter, nach Jahrmarkts-Schock – alles Grundwesenszüge des Kinos. Negiert wird der böse, kreischende Anteil filmischen Erzählens, jener kreativ explosive Todestrieb, der stets auch zu herrlich »schlechten« Filmen führte."

    "Man spürt förmlich, wie der Rand der Branchen-Luftblase zu brennen beginnt, man ahnt, dass es Zeit wäre, das Ruder herumzureißen und neben dem Staatskino ein gewissenloseres, lustbetonteres, schmutzigeres Filmen entstehen zu lassen. Tief drunten, im Unbewussten der Branche, ist vielleicht das seit der Wende allzu durchorganisierte, allzu durchkanonisierte, verschulte Verhältnis zu jedweder ausufernden Fantasie schon als eigentliches Problem erkannt."

    Quelle: http://www.zeit.de/2012/18/Deutscher-Filmpreis