1. Rainer Matsutani lässt den Indianerfilm wieder auferstehen

    08.11.2013 ///

    blog_InEinemWildenLand
    Anders als der klassische Western, der im deutschen Film nie wirklich Fuß gefasst hat, hat sich der Indianerfilm vor allem in den 60er und 70er Jahren einen festen Platz in der Filmgeschichte sichern können und die Besiedlung des amerikanischen Frontier-Settings aus anderer Perspektive erzählt. Am kommenden Dienstag, 12. November, knüpft SAT.1 mit seiner abenteuerlich-romantischen Eigenproduktion In einem wilden Land an diese Tradition an.

    Die Besiedlung des amerikanischen Westens ist ein auch für Deutschland relevantes historisches Thema, immerhin stellten deutsche Aussiedler über den gesamten Zeitraum des “Wilden Westens” die größte Gruppe der Einwanderer dar – davon 500.000 allein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit spielt auch In einem wilden Land (hier der TV-Teaser). Wie auch schon das ebenfalls in diesem Jahr veröffentlichte
    Berliner-Schule-Westerndrama Gold (2013) von Thomas Arslan das Schicksal deutscher Siedler und Abenteurer anhand historischer Quellen nachvollzieht (dabei aber mehr auf die Endlosigkeit und Leere von Land und Figuren setzt), nahm sich auch Initiator, Co-Autor und Regisseur Rainer Matsutani (Zimmer 205, 2011) eine historische Begebenheit zum Vorbild: die Übersiedlung deutscher Auswanderer nach Texas durch den sogenannten “Mainzer Adelsverein”. Dessen historische Bedeutung liegt vor allem darin, dass man mit den Comanchen – den “Lord of the Plaines” und gefürchtetsten und kriegerischsten Indianern überhaupt – einen Friedensvertrag aushandelte, der als einziger seiner Art nie gebrochen wurde.

    Bis dahin gibt es viele Konflikte zu überwinden, denn In einem wilden Land erzählt das abenteuerliche Zustandekommens dieses Vertrags in einer Zeit, als sich Texaner und Indianer in einem Dauerkrieg befanden, mit Mord, Plünderungen und Vergewaltigungen. Im Film ist es die junge Weberin Mila (Emilia Schüle), die nach dem Tod ihres Mannes in Amerika einen Neuanfang sucht und dabei zusammen mit der Gräfin Cecilie von Hohenberg (Nadja Uhl) in die Fänge des Comanchen-Kriegers Buffalo Hump (Wesley Fench) gerät.

    Der Film wurde unter schweren und aufwändigen Bedingungen in Südafrika gedreht und versteht sich als großes Event-Movie. Dass ein Fokus auch verstärkt auf den romantischen Verquickungen zwischen der jungen Siedlerin und dem kämpferischen Indianer liegt, dürfte dem Sender mit dem bunten Ball und vielen seiner Zuschauerinnen natürlich gefallen, ist für Regisseur Matsutani in der Stoffentwicklung aber auch ein wichtiger emotionaler Stützpfeiler geworden, der nicht nur durch großes Abenteuerfeeling und Schilderungen von Massakern und Skalpierungen kontrastiert wird, sondern auch thematisch natürlich Sinn macht, wenn man von einer Einigung zwischen Weißen und Indianern erzählt.

    Die bisherigen Pressekritiken sind bislang sehr wohlwollend und lassen hoffen, dass der Film tatsächlich an die deutsche Indianerfilm-Tradition anknüpfen kann. Damals entstanden nach dem großen Erfolg der Karl-May-Verfilmung Der Schatz im Silbersee (1962) nicht nur in Westdeutschland viele weitere Verfilmungen um den edlen Apachen-Häuptling Winnetou, sondern es gab auch bei der DEFA über ein Dutzend Produktionen wie Die Söhne der großen Bärin (1966), Chingachkook, die große Schlange (1967) oder Tecumseh (1972). In den DDR-Indianerfilmen spielte meist Gojko Mitic die Hauptrolle – und mit seiner Gastrolle als alter Indianerhäuptling in In einem wilden Land verbeugt sich der Film auch bewusst vor dieser Tradition.

    In einem wilden Land läuft am 12. November 2013 um 20:15 auf SAT.1 und erscheint am Folgetag auf BluRay und DVD.

    Bei Amazon sind die BluRay-Boxen Karl-May-Collection 1, Karl-May-Collection 2, Winnetou I-III sowie die Shatterhand-Box erhältlich. Die DEFA-Indianerfilme sind in Box 1 und Box 2 mit jeweils sechs Titeln als DVD erhältlich. Die Söhne der großen Bärin ist als BluRay veröffentlicht.


    mw