1. Inverted: Scriptförderung für postapokalyptische Liebesgeschichte

    02.02.2014 ///

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    Mit schöner Regelmäßigkeit werden seit einigen Jahren amerikanische Produktionen, die in Deutschland gedreht werden, von der hiesigen Filmförderung unterstützt. So entstanden die Science Fiction-Komödie Speed Racer (2008) oder die Zombie-Hatz Resident Evil (2001) in den Filmstudios Babelsberg und profitierten von deutschen Finanzspritzen. Kommen Filmemacher mit vergleichbaren Genrevorlieben nicht aus Hollywood, sondern dem eigenen Land, geben sich die Institutionen allerdings meist zugeknöpfter.

    Umso größer war die Freude bei LUXX Film in Stuttgart, als die Nachricht eintraf, dass ihrem Projekt Inverted Drehbuchförderung zuteil wird. Die auf einer Idee der Geschäftsführer Andrea Block und Christian Haas basierende Science Fiction-Geschichte war im Team mit den Autoren Dirk Stoppe (Prisoners of the Sun, 2013) und Axel Melzener (Schreie der Vergessenen, 2011) zum Treatment ausgearbeitet worden. Nun ist der Startschuss für die Entwicklung des Scripts gefallen, die sich über die kommenden Monate erstrecken wird.

    “Amerikanische” Geschichte aus Deutschland?

    Anfangs hatte sich Widerstand dagegen geregt, eine “amerikanische Geschichte” zu fördern. Durch die Tatsache, dass das Geschehen im postapokalyptischen Manhattan angesiedelt ist, das von einer rätselhaften Umweltkatastrophe heimgesucht wird, schien das Projekt aus Sicht der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) keine kulturelle Schnittmenge aufzuzeigen. “2012 meets Cliffhanger meets Titanic“, so pitchen die Verantwortlichen gerne das Projekt – in der Tat eine unteutonische Kombination. Als Produktion und Autoren deutlicher darlegten, dass der Inhalt der Geschichte weltweit relevant ist und der Film vorrangig hierzulande realisiert wird, wurden die Zweifel jedoch ausgeräumt.

    Inverted erzählt die Geschichte der jungen Wall Street-Bankerin Sarah und des Obdachlosen Jim, die beide auf ihre Weise unglücklich sind. Als sich eines Tages die Schwerkraft umkehrt und die ganze Welt plötzlich Kopf steht, lernen sich die zwei Protagonisten kennen. Wohl oder übel müssen sie zusammenarbeiten, um zu überleben. In den Trümmern des langsam zerfallenden “Big Apple” suchen sie nach Sarahs Verlobtem und müssen sich gegen wilde Tiere, entkommene Sträflinge und größenwahnsinnige Sicherheitsleute durchsetzen. Die Unterdrückten haben nach dem mysteriösen Ereignis die Macht und lassen es die vormals Herrschenden spüren.

    Als Sarah und Jim verstehen, dass die alte Ordnung unwiederbringlich zerstört ist, jeder Verlust aber auch einen Gewinn bedeuten kann, wächst das anfangs verfeindete “Odd Couple” zu einem schlagkräftigen Team zusammen. Langsam entwickeln sich romantische Gefühle. Wenn da bloß nicht Ned, Sarahs Zukünftiger, wäre – ein traumatisierter Held des 11. September, der den Ausnahmezustand kaltblütig nutzt, um eigene Ziele zu verwirklichen. In der Central Station, dem letzten Fluchtpunkt der überlebenden New Yorker, kommt es zwischen den Rivalen zum Kampf auf Leben und Tod. Dabei steht weit mehr auf dem Spiel als die Liebe zu Sarah.

    “Menschen, die sich dem Unmöglichen anpassen müssen”

    Der Ansatz, deutsche Filme auf Englisch zu drehen, um sie von vornherein für ein größeres Publikum zugänglich zu machen, ist nicht neu. Bernd Eichinger leitete auf solchem Wege 1984 die erfolgreiche Michael-Ende-Adaption Die unendliche Geschichte ein, Tom Tykwers Cloud Atlas erregte 2012 Aufsehen. “Obwohl die Geschichte in den USA spielt, trägt sie doch ‘deutsche’ Züge insofern, als sie gesellschaftskritisch ist und einen starken politischen Subtext in sich trägt”, erklärt Autor Dirk Stoppe. “Es ist kein 08/15-Katastrophenfilm, der nur auf Action ausgelegt ist, sondern vor allem eine Liebesgeschichte über Menschen, die sich dem Unmöglichen anpassen müssen, um zu überleben.” Co-Autor Axel Melzener fügt hinzu: “Entertainment und Anspruch müssen sich nicht ausschließen, sie gehen Hand in Hand. Wir wollen es krachen lassen, aber auch eine ernstzunehmende Geschichte erzählen.”

    LUXX Film gibt es erst seit zwei Jahren. Die Firma ist ein Ableger von LUXX Studios, einer weltweit gefragten Visual-Effects-Schmiede. Zuletzt entstanden hier die computergenerierten Effekte für White House Down (2013) und Grand Budapest Hotel (2014). Mit Inverted legen Andrea Block und Christian Haas auf dem Weg vom reinen Dienstleister hin zu Eigenproduktionen nach. Die erste In House-Entwicklung, Manou the Swift, ein Animationsfilm, dessen Drehbuch auch von Melzener und Block stammt, ist ebenfalls von der MFG unterstützt worden.

    “Wir wollen Filme machen, bei denen wir unsere Kernkompetenz von Anfang an im Sinne der Geschichte einbringen”, erklärt Haas. “Dabei sollen packende Geschichten herauskommen, die ohne visuelle Effekte gar nicht erzählt werden könnten“, ergänzt Block. Beide loben den ungewöhnlichen Mut der Förderung, diese internationalen Projekte aus Deutschland heraus zu unterstützen; besonders, weil es sich um Originalstoffe und nicht um Adaptionen literarischer Vorlagen handelt. Vielleicht bringen sie etwas Wind in die eingefahrene hiesige Genrelandschaft und motivieren auch andere, spannende Genre-Ideen bei den Förderungen einzureichen.

    Weiterführende Links:
    Offizielle Projektseite bei LUXX Film

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